Über die Tiefenpsychologie
In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie, oder auch psychodynamischen Therapie, geht es darum, die heutigen Probleme vor dem Hintergrund unserer persönlichen Biographie zu verstehen. Was wir früher gebraucht haben, um uns im Leben zurecht zu finden, steht uns heute manchmal im Weg.
Die Voraussetzungen, in die wir geboren werden, sind für uns alle unterschiedlich. Besonders in unserer Kindheit sind wir äußert anpassungsfähig. Die Anpassung an äußere Umstände und an unsere frühen Bezugspersonen kann zu inneren Spannungen führen. Viele von uns tragen diese Spannungen als unbewusste Konflikt bis ins Erwachsenenalter in uns. Wir führen unsere Beziehungen und leben unseren Alltag nach Mustern und Überzeugungen, die uns nicht immer bewusst sind. Das geht uns allen so und ist an sich kein Problem. Manchmal können uns diese unbewussten Muster jedoch von einem erfüllten Leben abhalten, uns in Krisen stürzen, unsere Beziehungen stören oder uns krank machen.
Die Tiefenpsychologie sieht in aktuellen Krisen oft eine kreative Lösungsmöglichkeit eines viel älteren Konfliktes. Störende Gefühle und Symptome sind Lösungsversuche der Psyche. Durch das Verstehen des darunterliegenden Konfliktes kann das heutige Problem anders gelöst werden, als es uns vorher möglich war. Unangenehme Gefühle sind der Schlüssel, um uns selbst zu verstehen. Es geht um ein Wahrnehmen, Annehmen und Verstehen dieser Gefühle. So werden sie als Signale nicht mehr benötigt und es gibt Raum für echte Veränderung.
Kurz gesagt – unsere äußeren Gegebenheiten beeinflussen, wie wir die Welt erleben. Und umgekehrt – unsere Gefühle beeinflussen welche Realität wir vorfinden. Schärfen wir unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung unserer inneren Welt, können wir auch angemessen und erwachsen in der äußeren Welt agieren.
Die tiefenpsychologisch fúndierte Psychotherapie ist eine der vier Richtlinienverfahren, neben Verhaltenstherapie, Analytischer Psychotherapie und Systemischer Psychotherapie. Richtlinienverfahren sind wissenschaftlich anerkannt und empirisch auf ihre Wirksamkeit hin überprüft.
Wie unterscheidet sich die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie von anderen Verfahren? – Sie wendet sich mehr den aktuellen Schwierigkeiten und Bedingungen zu als die analytische Psychotherapie und arbeitet zielgerichteter. Sie bezieht die Vergangenheit mit ein, hat aber auch einen praktisch-begleitenden Aspekt für aktuelle Probleme. Dabei hat sie einen weniger übenden Charakter als die Verhaltenstherapie. Die Beziehungserfahrungen spielen eine große Rolle, es wird das soziale Umfeld jedoch in der Regel nicht miteinbezogen, wie es in der systemischen Therapie häufiger vorkommt